20 Milliarden Euro für mehr Chancengleichheit

Veröffentlicht am 4. Dezember 2024 von Madita Hänsch.

Das Startchancen-Programm ist eine umfangreiche Bildungsinitiative von Bund und Ländern in Deutschland. Sie ist am 1. August 2024 offiziell gestartet und läuft über die kommenden zehn Jahre.

Ein Gruppenfoto aller Partner des Netzwerks Start. Chancen. Schultransform.

Das Pro­gramm zielt dar­auf ab, die Leis­tungs­fä­hig­keit des Bil­dungs­sys­tems nach­hal­tig zu ver­bes­sern, ins­be­son­de­re in Be­zug auf die Ba­sis­kom­pe­ten­zen Le­sen, Schrei­ben und Rech­nen. Die Chan­cen­gleich­heit soll er­höht wer­den, in­dem mit ge­ziel­ten Maß­nah­men der Zu­sam­men­hang zwi­schen so­zia­ler Her­kunft und Bil­dungs­er­folg auf­ge­bro­chen wird.

Kern­punk­te des Pro­gramms

Bund und Län­der in­ves­tie­ren je­weils eine Mil­li­ar­de Euro, also zwei Mil­li­ar­den Euro pro Jahr über die Lauf­zeit von zehn Jah­ren. Das er­gibt 20 Mil­li­ar­den Euro für mehr Chan­cen­gleich­heit. Das Geld fließt ge­zielt an etwa 4.000 Grund­schu­len, wei­ter­füh­ren­de Schu­len und be­ruf­li­che Schu­len in ganz Deutsch­land. Das ent­spricht etwa 10 % al­ler Schü­ler:in­nen in Deutsch­land. Die Aus­wahl der Schu­len er­folgt an­hand wis­sen­schafts­ge­lei­te­ter Kri­te­ri­en, wo­bei Fak­to­ren wie Ar­muts­ge­fähr­dung und Mi­gra­ti­ons­er­fah­rung be­rück­sich­tigt wer­den.

Das Start­chan­cen-Pro­gramm wird wis­sen­schaft­lich be­glei­tet und eva­lu­iert, um si­cher­zu­stel­len, dass er­folg­rei­che An­sät­ze auch über die ge­för­der­ten Schu­len hin­aus Wir­kung ent­fal­ten.

Pro­gramm­säu­len

Das Start­chan­cen-Pro­gramm ba­siert auf drei Fi­nan­zie­rungs­säu­len:

In­fra­struk­tur und Aus­stat­tung: 40% der Mit­tel flie­ßen in die Ver­bes­se­rung der Lern­um­ge­bung. Das Ziel ist es, „eine mo­der­ne, kli­ma­ge­rech­te und bar­rie­re­freie Bil­dungs­in­fra­struk­tur mit ho­her Auf­ent­halts­qua­li­tät zu schaf­fen.“ (Quel­le: Ver­wal­tungs­ver­ein­ba­rung) Da­von aus­ge­schlos­sen sind Maß­nah­men, die nur zum rei­nen Wert­erhalt der Ge­bäu­de die­nen. Es ist aus­drück­lich vor­ge­se­hen, dass die In­ves­ti­tio­nen in die In­fra­struk­tur eine Ver­bes­se­rung der päd­ago­gi­schen Qua­li­tät der Lern­um­ge­bun­gen zur Fol­ge ha­ben.

Chan­cen­bud­get: 30% wer­den für be­darfs­ge­rech­te Maß­nah­men zur Schul- und Un­ter­richts­ent­wick­lung ein­ge­setzt. „Die Chan­cen­bud­gets er­öff­nen den Start­chan­cen-Schu­len Frei­räu­me und er­mög­li­chen be­darfs­ge­rech­te Lö­sun­gen, die den Ge­ge­ben­hei­ten vor Ort Rech­nung tra­gen.“ (Quel­le: Ori­en­tie­rungs­pa­pier Chan­cen­bud­get) Mit den Chan­cen­bud­gets sol­len die Zie­le auf in­di­vi­du­el­ler, in­sti­tu­tio­nel­ler und auch auf sys­te­mi­scher Ebe­ne par­al­lel un­ter­stützt wer­den.

Auf in­di­vi­du­el­ler Ebe­ne zielt das Chan­cen­bud­get vor al­lem auf die Stär­kung von Ba­sis­kom­pe­ten­zen, die För­de­rung der Per­sön­lich­keits­ent­wick­lung und von so­zio-emo­tio­na­len Kom­pe­ten­zen der Schü­ler:in­nen ab. Auf in­sti­tu­tio­nel­ler Ebe­ne un­ter­stützt das Chan­cen­bud­get vor al­lem die Pro­fes­sio­na­li­sie­rung der Teams zur ver­bes­ser­ten päd­ago­gi­schen Ar­beit. Da­für kön­nen Be­ra­tungs- und Un­ter­stüt­zungs­an­ge­bo­te ein­ge­setzt wer­den. Auf sys­te­mi­scher Ebe­ne wird die Syn­chro­ni­sie­rung des Ver­wal­tungs-, Un­ter­stüt­zungs- und Be­ra­tungs­sys­tems an­ge­strebt. Das heißt die sys­te­mi­schen Ak­teu­re – Schul­trä­ger, Schul­auf­sicht, Kom­mu­nen, Mi­nis­te­ri­en, Lan­des­in­sti­tu­te und Qua­li­täts­agen­tu­ren, Schul­ent­wick­lungs­be­glei­tung – sol­len dar­in un­ter­stützt wer­den, bes­ser zu­sam­men­zu­ar­bei­ten.

Mul­ti­pro­fes­sio­nel­le Teams: 30% die­nen der Stär­kung der Teams. Die Start­chan­cen-Schu­len sol­len per­so­nell mit So­zi­al­päd­agog:in­nen, Schul­so­zi­al­ar­bei­ter:in­nen und päd­ago­gi­schen Fach­kräf­ten an­de­rer Dis­zi­pli­nen ver­stärkt wer­den, die ihre Stär­ken und Ex­per­ti­sen ein­brin­gen. „Hier­durch soll die Zu­sam­men­ar­beit in mul­ti­pro­fes­sio­nel­len Teams an den Start­chan­cen-Schu­len aus­ge­baut und wei­ter­ent­wi­ckelt wer­den.“ Die Aus­ge­stal­tung der Maß­nah­men er­folgt be­darfs­ori­en­tiert und die Schu­len wer­den für Per­so­nal­ent­schei­dun­gen mit ein­be­zo­gen. (Quel­le: Bund-Län­der-Ver­ein­ba­rung)

Die nächs­ten Schrit­te

Das Pro­gramm ist of­fi­zi­ell am 1. Au­gust 2024 mit zu­nächst 2.125 Schu­len ge­star­tet. Bis zum Schul­jahr 2026/2027 wird die An­zahl der teil­neh­men­den Schu­len auf etwa 4.000 er­höht. Die Län­der schaf­fen Be­gleit­struk­tu­ren für Qua­lif­zie­rungs- und Pro­fes­sio­na­li­sie­rungs­pro­zes­se so­wie Ko­ope­ra­ti­ons- und Aus­tausch­for­ma­te.

Au­ßer­dem soll im Auf­trag von Bund und Län­dern eine di­gi­ta­le Trans­fer­platt­form ent­wi­ckelt wer­den. Sie rich­tet sich vor­ran­gig an Ak­teur:in­nen, die mit der Um­set­zung des Start­chan­cen-Pro­gramms be­fasst sind. Dar­über er­hal­ten die Schu­len Zu­gang zu qua­li­täts­ge­si­cher­ten In­for­ma­tio­nen, Ma­te­ria­li­en und Tools.

Zu Be­ginn des Pro­gramms liegt der Fo­kus dar­auf, ge­eig­ne­te Maß­nah­men zu iden­ti­fi­zie­ren und Kon­zep­te zu ent­wi­ckeln. Eben­so wird die wis­sen­schaft­li­che Be­glei­tung des Pro­gramms vor­be­rei­tet. In die­ser ers­ten Pha­se sol­len mög­lichst schnell trag­fä­hi­ge Un­ter­stüt­zungs­struk­tu­ren ent­ste­hen, da­mit das Pro­gramm sei­ne Wir­kung größt­mög­lich er­zie­len kann.

Part­ner-Netz­werk Schul­trans­form

My­Ga­te­kee­per ist Teil des Part­ner-Netz­werks von Schul­trans­form, das im Rah­men des Start­chan­cen-Pro­gramms Schu­len bei ih­rer Ent­wick­lung mit um­fas­sen­den, qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­gen An­ge­bo­ten be­glei­tet.

Den Auf­takt bil­de­te das Dia­log­fo­rum am 12. Juni in Ber­lin. Hier ka­men Bil­dungs­ex­pert:in­nen aus ganz Deutsch­land zu­sam­men, um An­ge­bo­te für das Start­chan­cen-Pro­gramm zu ent­wi­ckeln.

Un­ser An­ge­bot für Schu­len im Rah­men des Start­chan­cen-Pro­gramms fin­det sich hier.

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen zum Part­ner-Netz­werk von Schul­trans­form gibt es hier.

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