Der Digital Services Act kurz erklärt

Veröffentlicht am 9. Januar 2025 von Madita Hänsch.

Nach der Ankündigung von Meta-Gründer Mark Zuckerburg, in den USA die Faktenchecks auf seinen digitalen sozialen Plattformen zu beenden, sind Bildungsschaffende in Deutschland beunruhigt. Doch in der EU gelten andere Regeln für digitale Dienste als in den USA. In diesem Artikel erklären wir kurz den Digital Services Act, der Meta dazu zwingen könnte, die Faktenchecks in der EU beizubehalten.

Das Jahr 2025 be­gann tur­bu­lent mit der An­kün­di­gung von Meta-Grün­der Mark Zu­cker­berg, die Fak­ten­checks auf den Platt­for­men des Kon­zerns zu be­en­den. Das be­trifft Face­book, In­sta­gram und Threads glei­cher­ma­ßen. Vor knapp zehn Jah­ren hat­te Meta ein Fak­ten­check-Sys­tem ein­ge­rich­tet, das un­ab­hän­gi­ge Or­ga­ni­sa­tio­nen in ver­schie­de­nen Län­dern ein­be­zog. Die­ses Sys­tem soll jetzt durch Nut­zer­kom­men­ta­re er­setzt wer­den, ähn­lich wie es bei der Platt­form X ein­ge­führt wur­de. Die Nut­zen­de kön­nen dann An­mer­kun­gen zu In­hal­ten schrei­ben. Eine un­ab­hän­gi­ge Prü­fung ent­fällt je­doch.

Dar­über hin­aus möch­te Zu­cker­burg die Richt­li­ni­en ver­ein­fa­chen und Be­schrän­kun­gen auf­he­ben. Das gel­te für The­men wie Mi­gra­ti­on und Ge­schlech­ter­fra­gen. Auch die Durch­set­zung der Re­geln soll ge­lo­ckert wer­den, in­dem ge­ring­fü­gi­ge Ver­stö­ße künf­tig erst nach Nut­zer­be­schwer­den ge­prüft wer­den. Laut Zu­cker­burg wä­ren sol­che Be­schrän­kun­gen nicht mehr im Ein­klang mit der öf­fent­li­chen Mei­nung "Wir wer­den zu un­se­ren Wur­zeln zu­rück­keh­ren, Feh­ler re­du­zie­ren, un­se­re Re­gel­wer­ke ver­ein­fa­chen und die freie Mei­nungs­äu­ße­rung auf un­se­ren Platt­for­men wie­der­her­stel­len." (Quel­le)

Die Frei­heit des Ein­zel­nen en­det dort, wo die des an­de­ren be­ginnt

Der Be­griff Mei­nungs­frei­heit be­deu­tet, dass je­der Mensch das Recht hat, sich eine ei­ge­ne Mei­nung über ei­nen be­stimm­ten Sach­ver­halt zu bil­den und die­se auch zu ver­brei­ten. In Ar­ti­kel 5 des Grund­ge­setz­tes heißt es dazu: "Je­der hat das Recht, sei­ne Mei­nung in Wort, Schrift und Bild frei zu äu­ßern und zu ver­brei­ten und sich aus all­ge­mein zu­gäng­li­chen Quel­len un­ge­hin­dert zu un­ter­rich­ten. Die Pres­se­frei­heit und die Frei­heit der Be­richt­erstat­tung durch Rund­funk und Film wer­den ge­währ­leis­tet. Eine Zen­sur fin­det nicht statt."

Die­se Frei­heit kann durch an­de­re Ge­set­ze ein­ge­schränkt sein. So heißt es in Ar­ti­kel 5 des Grund­ge­set­zes wei­ter: "Die­se Rech­te fin­den ihre Schran­ken in den Vor­schrif­ten der all­ge­mei­nen Ge­set­ze, den ge­setz­li­chen Be­stim­mun­gen zum Schut­ze der Ju­gend und in dem Recht der per­sön­li­chen Ehre."

Kon­kret be­deu­tet das zum Bei­spiel, dass kei­ne Un­wahr­hei­ten wie die Leug­nung des Ho­lo­caust ver­brei­tet wer­den dür­fen. Das Ver­brei­ten von Fake News ist nicht durch die Mei­nungs­frei­heit ab­ge­deckt. Be­wuss­te Lü­gen, Be­lei­di­gun­gen, Hass und Het­ze sind straf­bar - auch im di­gi­ta­len Raum.

Der Di­gi­tal Ser­vices Act

Die EU hat mit dem Di­gi­tal Ser­vices Act (DSA) und dem Di­gi­tal Mar­kets Act (DMA) ei­nen neu­en Rechts­rah­men her­ge­stellt, der für alle EU-Staa­ten wirk­sam ist. Kurz ge­sagt ver­pflich­ten die­se Re­gel­wer­ke di­gi­ta­le Dienst­leis­ter zu mehr Schutz und Trans­pa­renz für Nut­zen­de. Da­mit wird der Grund­satz klar­ge­stellt: Was off­line il­le­gal ist, muss auch on­line il­le­gal sein.

Der DSA gilt seit dem 17. Fe­bru­ar 2024, ohne dass es ei­ner wei­te­ren na­tio­na­len Um­set­zung durch die Mit­glied­staa­ten der EU be­darf. Künf­tig sol­len da­mit Un­ter­neh­men stär­ker in die Ver­ant­wor­tung ge­nom­men wer­den, um Nut­zen­de zu schüt­zen. On­line-An­bie­ter müs­sen für ein Um­feld sor­gen, in dem sich die Men­schen si­cher im Rah­men der Mei­nungs­frei­heit be­we­gen und mit­ein­an­der kom­mu­ni­zie­ren kön­nen. Kon­kret be­deu­tet das, dass An­bie­ter von On­line-Platt­for­men Be­schwer­de-Mel­dun­gen vor­ran­gig be­han­deln müs­sen, wenn sie von ver­trau­ens­wür­di­gen Hin­weis­ge­bern kom­men, zum Bei­spiel spe­zia­li­sier­te Ein­rich­tun­gen mit be­son­de­ren Fach­kennt­nis­sen bei der Er­ken­nung rechts­wid­ri­ger In­hal­te.

Sehr gro­ße Platt­for­men wie X, Face­book und In­sta­gram sind schon seit dem 25. Au­gust 2023 ver­pflich­tet, den DSA um­zu­set­zen. Dem­nach muss eine zen­tra­le Kon­takt­stel­le für Nut­zen­de an­ge­ge­ben wer­den, die leicht zu­gäng­lich ist. Sie müs­sen au­ßer­dem ver­ständ­lich an­ge­ben, nach wel­chen Kri­te­ri­en die Emp­feh­lun­gen und Ran­kings ih­rer An­ge­bo­te ent­ste­hen und Nut­zen­de müs­sen die Mög­lich­keit ha­ben, die­se Pa­ra­me­ter an­pas­sen zu kön­nen. Au­ßer­dem darf Wer­bung nicht mehr auf Ba­sis per­sön­li­cher Da­ten, wie die po­li­ti­sche Über­zeu­gung oder eth­ni­sche Zu­ge­hö­rig­keit, aus­ge­spielt wer­den. Platt­for­men, die Min­der­jäh­ri­ge als Ziel­grup­pe ha­ben dür­fen kei­ne ziel­ge­rich­te­te Wer­bung mehr aus­spie­len.

Mit dem DSA muss es für Nut­zen­de di­gi­ta­ler Diens­te ein­fa­cher wer­den, il­le­ga­le In­hal­te zu mel­den. Eine sorg­fäl­ti­ge Prü­fung von Mel­dun­gen ist den Un­ter­neh­men da­mit vor­ge­schrie­ben. Das Be­schwer­de-Ma­nage­ment muss leicht zu­gäng­lich sein und die Ent­schei­dung über eine Be­schwer­de muss mei­ne Be­grün­dung ent­hal­ten und darf nicht au­to­ma­ti­siert er­fol­gen.

Kin­dern und Ju­gend­li­chen Ori­en­tie­rung ge­ben

Fest steht, dass in der EU an­de­re, schär­fe­re Re­geln für An­bie­ter di­gi­ta­ler Platt­for­men gel­ten, als in den USA. Au­ßer­dem kann die EU Buß­gel­der ver­hän­gen, wenn Un­ter­neh­men ge­gen die­se Re­geln ver­sto­ßen. Den­noch bleibt das In­ter­net, ins­be­son­de­re So­ci­al Me­dia, nach­weis­lich ein Raum mit Ri­si­ken und Ge­fah­ren für Kin­der, Ju­gend­li­che, aber auch Er­wach­se­ne. Dort fin­den sich aber auch zahl­rei­che Hilfs­an­ge­bo­te

  • für El­tern, wie sie ihre Kin­der dar­in un­ter­stüt­zen kön­nen, sich si­cher im Netz zu be­we­gen,
  • für Lehr­kräf­te, um Me­di­en­bil­dung in den Schul­all­tag zu in­te­grie­ren,
  • für Kin­der und Ju­gend­li­che, wenn sie Pro­ble­me mit Cy­ber­mob­bing, Sext­or­ti­on, Me­di­en­sucht oder Fake News ha­ben.

Bei My­Ga­te­kee­per ist es un­se­re Vi­si­on, Men­schen dazu zu be­fä­hi­gen, sich si­cher und acht­sam in der di­gi­ta­len Welt zu be­we­gen. Schu­len kön­nen bei uns aus ei­nem viel­fäl­ti­gen An­ge­bot von Qua­li­fi­zie­rung, Schü­lerwork­shops, aber auch Be­ra­tung und Or­ga­ni­sa­ti­ons­ent­wick­lung schöp­fen. Im Rah­men der För­de­run­gen durch die Re­gi­on Han­no­ver und bun­des­weit mit dem Chan­cen­bud­get (für Start­chan­cen-Schu­len) kön­nen die­se An­ge­bo­te so­gar kos­ten­frei in An­spruch ge­nom­men wer­den.